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Herzlich distanziert

Die Kolumne von Blessless Mahoney.

Foto: Didine van der Platenvlotbrug


Anfang April 2020 fragten mich die Macher*innen des Blogs, ob ich mich nicht beteiligen möchte. Zögerlich sagte ich zu. Zögerlich deshalb, weil ich merkte, wie verlangsamt und ängstlich ich war. Ich konnte mir nicht vorstellen, kreativ tätig zu werden, gleichzeitig wissend, wie wichtig queere Sichtbarkeit ist – mit all ihre Ausdrucksformen – unter damaligen und aktuellen Bedingungen nochmal mehr.


Jetzt ist es Mitte Juli und ich habe bis eben noch keinen Beitrag erstellt. Ich bin eingefroren – so habe ich es umschrieben. Selbst wenn ich in Kurzarbeit & Homeoffice funktioniere, die engsten Freund*innen wieder treffen kann, meine Bewegungen durch den öffentlichen Raum wieder aufgenommen habe (passiv-aggressiv) und sogar mit der geschätzten Kollegin Didine unsere Radio-Sendung Zwei Stimmen im Fummel über den FSK in den Äther sende, ein großer Teil von mir bleibt unverbunden mit der Welt und distanziert.


Freund*innen sagen: „Aber Du warst doch früher auch schon so distanziert“. Richtig, Krisen bringen immer die besten Eigenschaften zum Vorschein. Das war auch der Grund, warum dieser Beitrag für Innenaufnahmen eigentlich Blessless persönlich, aber bitte nichts mit Menschen betitelt werden sollte. Dann waren aber die Menschen nicht das Problem, sondern das „persönlich“. Ich will gar nicht persönlich werden, nur so viel: ich bin wütend, weil ich den Verlockungen von „Zurück zur Normalität“ immer wieder erliege, als wäre unsere bisherige Normalität nicht der Grund für so viele negative Aspekte dieser traumatischen Krise.


Nun, vielleicht wäre Pt.1 der folgenden Video-Tipp-Musik-Clip-Sammlung im März oder April hilfreicher oder passender gewesen – so ist es halt im Rückblick ein Zeitdokument meiner Schreibtischreisen durchs weite Land der quadratischen Augen – aber vielleicht schenken uns die Menschen die derzeit 60 Zentimeter für 1,5 Meter halten ja eine zweite Welle, dann habe ich meine Liste schnell zur Hand. Und ein letzter Hinweis: Ich surfte – und tue es noch – hauptsächlich im englischsprachigen Bereich des Internetzes, das zeigt sich dann auch in den Tipps.



Herzlich distanziert (Pt.1) – Hannah Gadsby


Hannah Gadsby verkauft in ihrem Online-Shop ein T-Shirt mit dem Schriftzug: I Identify As Tired. Wenn ich nicht schon vorher Fan der australischen Autorin, Schauspielerin und Comedienne gewesen wäre, allein deshalb wäre ich es geworden.


Hannah Gadsby ist Schauspielerin in und Mit-Autorin von Please like me. Einer von Josh Thomas erschaffenen australischen Comedy-Drama-Serie (4 Staffeln). So habe ich sie circa 2016/17 kennengelernt. Hannah Gadsby spielt die depressive Hannah, eine – laut den Fußnoten in den dt. und engl. Einträgen bei Wikipedia, mit Verweis auf die IMDb – „fiktionale Version von sich“.


Verlässlich wie der YouTube-Algorithmus ist, werden viele ihrer Stand-ups auf den bedeutendsten Comedy-Festivals der Welt und ihre Auftritte im australischen TV gelistet, wenn nach den Trailern zu Please like me + Hannah Gadsby gesucht wird.


War sie bis 2018 eher ein Geheimtipp, folgte mit der Ankündigung, dass sie ihre Comedy-Karriere mit der letzten Show Nanette beenden werde, ein weltweiter Bekanntheitsschub nach der Veröffentlichung der Aufzeichnung des Live-Stand-ups Nanette auf Netflix, zu Recht.


Nanette (2018) und Douglas (2020), das Nachfolgeprogramm, sind zwei hervorragende Gründe für einen Netflix-Abend mit guten Freund*innen! Knabberkram & Taschentüchern für die berührenden Momente nicht vergessen.


Hannah Gadsby ist eine hervorragende Geschichtenerzählerin! Wem das nicht reicht, um sie entdecken zu wollen, okay, sie ist politisch, offen lesbisch und thematisiert das in ihren Programmen ebenso, wie den 2017 bei ihr diagnostizierten Autismus.


So, und nun ein paar Links. Viel Spaß beim Entdecken, herzlich distanziert, Ihre Blessless Mahoney

 




Die Kunsthistorikerin Hannah Gadsby erklärt Botticelli's Venus (5.36 Min., YouTube)




Interview in Englisch mit dem Moderator Frederik Skavlan in Skavlan, einer schwedisch-norwegische Talkshow (18.26 Min., YouTube)





Über spannende TED Talks könnte ich in einer weiteren Folge von Herzlich distanziert schreiben. Wer nicht warten will, geht hier auf Entdeckungsreise, die TED Talks auf YouTube gibt’s in diversen Sprachen und mit Untertiteln.


Eine aufregende Geschichte über die eigene Mutter im Publikum und erste Schritte im Comedy-Zirkus. (7.34 Min., YouTube)



Bonus & off-topic:


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